»Komödie der Irrungen« ein selten gespieltes Stück von Shakespeare – Bayerischer Theaterspiegel 3/2007
»Komödie der Irrungen – ein selten gespieltes Stück von Shakespeare«
Da sitze ich nun in Alzenau an der bayerisch-hessischen Grenze im Burghof und harre der Dinge, die mit dem selten gespielten Stück von William Shakespeare auf mich zukommen. Gespannt bin ich auf den Inhalt des Stückes und der Art der Umsetzung – ist es doch nicht immer leicht, Shakespeare für den Normalzuschauer als leichte Kost zu präsentieren.
Ein witziges, charmantes, intelligentes und flüssiges Theater erlebe ich. Eine Glanzleistung des Alzenauer Theatervereins “kultBurG“.
Zwei Zwillingspärchen werden als Kinder getrennt – wobei ein Zwillingspärchen die Zwillings-Herren und ein Zwillingspärchen die Zwillings-Diener sind. Der Vater auf der Suche nach seinen Söhnen kommt in die Stadt, in der ein Zwilling mit seinem Zwillings-Diener lebt. Zur gleichen Zeit kommt auch der andere Zwilling mit seinem Zwillings-Diener in die Stadt. Aus der Konstellation der zwei Zwillingspärchen ergeben sich Irrungen, die alle Beteiligten an ihrem Verstand zweifeln lassen. Der Zuschauer kennt die Situation und amüsiert sich köstlich über die entstehenden Verwicklungen, wenn sich der falsche Zwillings-Diener mit dem falschen Zwillings-Herrn trifft.
Die Zwillings-Herren „Antipholus“, dargestellt von Matthias Wissel und Uwe Schramm agieren souverän in ihren Verwirrungen und Verzweiflungen – ihr nonverbales und verbales Spiel ließ keinen Zweifel aufkommen, dass es sich hier um „Amateur-Profis“ handelt. Eine besondere Augenweide waren aber die Zwillings-Diener „Dromio“, dargestellt von Sandra Majewski und Gabi Witteman. Jede Geste, jedes Wort, jedes verschmitzte Lächeln, jeder Hüpfer – einfach alles brachte den Zuschauer zum Lachen. Man spürte förmlich deren Lust zum Theaterspielen. Der Zuschauer war eins mit ihnen.
Wenn ich nun so euphorisch über diese vier Hauptdarsteller schreibe, soll damit keinesfalls die Leistung des übrigen Ensembles herabgewürdigt werden. Theaterspielen ist Teamarbeit – und hier war ein Spitzen-Team am Werke. Unzählige Kleinigkeiten in der Handlung rundeten das Gesamtbild ab.
Als Fazit kann ich feststellen, dass ich ein Theater erlebt habe, das eine Profi-Bühne nicht besser spielen kann. Der Theaterverein„kultBurG“ aus Alzenau hat mit seinem Regisseur Josef Pömmerl bewiesen, dass das Amateurtheater sich vor den Profis nicht zu verstecken braucht.
Mein Trip von Rosenheim nach Alzenau hat sich gelohnt.
Gerhard Berger
Landesspielleiter