Wahlen allein machen noch keine Demokratie
Rückblick auf unsere Szenische Lesung im Rahmen der Alzenauer Initiative „Demokratie stärken. Vielfalt leben.“ am 17. März 2025.
„Und du weißt hoffentlich: Es geht nicht ohne dich!“ tönt der Song „Demokratie“ der Band „Die Ärzte“ am Montagabend (17. März) aus den Lautsprechern im Alzenauer Kulturforum. Dorthin hat die Initiative „Demokratie stärken. Vielfalt leben.“ gemeinsam mit dem Theaterverein kultBurG eingeladen zu einer szenischen Lesung zum Thema Demokratie. Im eineinhalbstündigen Programm der Theatergruppe wird der Begriff aus diversen Perspektiven beleuchtet und abwechslungsreich präsentiert. Wichtig dabei: Es geht nicht darum, zu belehren, erklärte die Regisseurin Anni Christ-Dahm in ihrer Begrüßung. Vielmehr soll die Vielfalt und die Verarbeitung dieses wichtigen Themas in Kunst, Literatur, aber auch in politischen Reden dargebracht werden. So eröffneten die Akteure den Abend mit einer packenden Inszenierung der fundamentalen Artikel des Grundgesetzes. „Gewaltenteilung, Inklusion, Frieden“, zischte es durch den Raum.
Frieden – ein essentieller Bestandteil der Demokratie, um Verständigung zu ermöglichen. Dazu las Inge Maier den Weihnachtsfrieden von 1914: Am ersten Heiligabend des ersten Weltkriegs hatten die Briten und Deutschen an der Front für einige Tage die Waffen gegen gemeinsames Weihnachtslieder-Singen und Erzählungen von Zuhause getauscht – Frieden ist möglich, wenn wir nur wollen! Darauf folgten verschiedene Gedichte, wie „Die Jugend hat das Wort“ von Erich Kästner, rezitiert durch Alina Renner, ebenso wie ein Beitrag von Andreas Urbaniak, der eine Rede des Reichspropaganda-Ministers des Dritten Reichs Josef Goebbels deklamierte, sodass es dem ein oder anderen durch Mark und Bein fuhr. Aber auch das Lachen kam nicht zu kurz. Marianne Hofmann, Stefka Huelsz-Träger und Heike Bösebeck erheiterten das Publikum mit Kindermund zur Demokratie: „Demokratie ist bei uns, wenn Mama nicht zuhause ist.“ oder „Unsre Demokratie muss geschützt werden, damit sie nicht ausstirbt wie die Dinos!“ Und auch bei Britta Olbrichs Definition des „Wutbürgers“ durfte geschmunzelt werden. Zum Abschluss des Programms versammelten sich alle DarstellerInnen um Andreas Urbaniak an der Gitarre, um gemeinsam mit dem Publikum „Freiheit“ von Marius Müller-Westernhagen anzustimmen. ZuschauerInnen erhoben sich von den Stühlen und winkten mit den Handy-Taschenlampen. Gertraud Scholz lobte und dankte den SchauspielerInnen und auch Irene Treffert – Gründungsmitglied der Initiative „Demokratie stärken. Vielfalt leben.“ – erhob das Wort. Sie dankte den AlzenauerInnen, dass die Initiative so unterstützt und der demokratische Gedanke, unter anderem durch Veranstaltungen wie diese, gestärkt würde. Anni Christ-Dahm, ihrerseits ebenfalls Gründungsmitglied der Initiative, hatte die Szenische Lesung Ende 2024 bei der kultBurG vorgeschlagen, die Beiträge der SchauspielerInnen koordiniert und fungierte während der Vorbereitungen als Bindeglied zwischen der Initiative und dem Theaterverein. Die Initiative bereitet derzeit eine große Festwoche vor, die vom 21. bis 29. Juni 2025 in Alzenau stattfinden soll – auch Beiträge der Lesung sollen dort nochmals präsentiert werden. Das Ensemble des Theatervereins kultBurG ist wiederum zu kultBurG OPEN mit der Eigenproduktion im oberen Burghof der Burg Alzenau zu sehen. Vom 29. Mai bis 09. Juni 2025 präsentieren die SchauspielerInnen unter der Regie von Anni Christ-Dahm „Das Ding der Nibelungen“, eine Persiflage auf die Nibelungen-Sage, bei der kein Auge trocken bleibt.